Bauberatung

Informationen zu Sporthallenböden

Die Wahl des richtigen? Sporthallenbodens

Auszug aus einem Vortrag von Roland Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Laboratorium für Biomechanik der ETH Zürich, anlässlich des Seminars für Sporthallenböden vom 25.9.96 in Magglingen

Der Sporthallenboden ist einer der wichtigsten Bauteile einer Sporthalle. Darum ist die Wahl des „richtigen“ Bodens eine massgebliche und oft nicht einfache Entscheidung. Die meisten heutigen Sporthallenböden sind hart. Sie sind vor allem auf die Bedürfnisse der Erwachsenen und nicht auf diejenigen der Kinder zugeschnitten. Doch - brauchen wir überhaupt Sporthallenböden, um Sport treiben zu können?

Was ist ein Sportboden ?

Der Boden ist die Grundlage für jede Betätigung in Sporthallen. Der Sportboden muss sich durch spezifische mechanische Eigenschaften auszeichnen, um zu grosse Belastungen des Bewegungsapparates zu vermeiden.
Die Belastung des Bewegungsapparates entsteht sowohl durch eigene Muskelkräfte (z.B. durch die Kraft im Knie beim Velofahren) als auch durch Kräfte, die von aussen auf den Körper einwirken (z.B. durch den Schlag im Knie bei einer Landung). Was kann nun der Sportboden zur Schonung des Bewegungsapparates beitragen 

Wann nützt ein Sportboden ?

Eine der Hauptfunktionen des Sporthallenbodens besteht darin, grosse, unerwartete Kräfte, die auf den Sportler einwirken, zu reduzieren.
Untersuchungen bei unterschiedlichen Sprungsituationen haben gezeigt, dass der Sporthallenboden nur die Aufprallkräfte wie beispielsweise Fersenlauf barfuss oder Sturz auf Knie, Ellbogen oder Kopf reduzieren kann, nicht aber Abstoss- und Abbremskräfte, die durch die Muskulatur erzeugt werden. Die Reduktion der Aufprallkräfte wird erreicht, indem ein „guter“ Boden einen grösseren Bremsweg ermöglicht. Aufprallsituationen sind im Sport nicht selten. Hier soll und muss der Sporthallenboden die Schutzfunktion übernehmen; denn der Aufprall selbst dauert nur 10 - 30 Millisekunden. In dieser kurzen Zeit kann der menschliche Körper die Aufprallkräfte muskulär nicht beeinflussen.
Es ist also nicht das Hüpfen oder das Abspringen, sondern jeweils nur die erste Phase einer Landung oder eines Sturzes, bei der der Sportler auf einen guten Boden angewiesen ist. Nach diesem Aufprall ändert sich die Belastungssituation. Eine Belastungsreduktion wird nicht mehr vom Boden, sondern vom Sportler selbst erzeugt, da der Bewegungsapparat einen viel grösseren Bremsweg zur Verfügung hat als der Boden. Provokativ gesagt heisst das, dass es für sportliche Bewegungen ohne Aufprallsituation - betrachten wir nur die vertikalen Kräfte - keine grosse Rolle spielt, auf welcher Unterlage sie ausgeübt werden.

Grundtypen der Sporthallenböden

Punktelastischer Boden
Die belastungsreduzierende Wirkung eines punktelastischen Bodens ist im wesentlichen durch die Härte des Materials bestimmt. Sie ist wenig von Körpergrösse und Körper gewicht abhängig. Das heisst, der punktelastische Boden reagiert für Kinder und Erwachsene ähnlich und ist deshalb neutral. Er gewährleistet eine gute Druckvertei- lung, was Prellungen bei Stürzen verringern kann. Durch die nur lokale Einbuchtung ist aber der Widerstand bei Drehbewegungen erhöht.

Flächenelastischer Boden
Die belastungsreduzierende Wirkung eines flächenelastischen Bodens ist abhängig von seiner Elastizität und seiner zu bewegenden Masse. Wegen der Trägheit dieser Masse reagiert der Boden unterschiedlich für Kinder und Erwachsene und ist im allgemeinen erwachsenen-freundlicher. Er kann keine Druckverteilung gewährleisten, hat dafür aber auch keinen erhöhten Widerstand bei Drehbewegungen.

Punkt- und flächenelastischer Boden
Die Kombination dieser zwei Systeme sind einerseits mischelastische Böden (unten punktelastisch, oben kleinflächenelastisch), andererseits kombielastische Böden (unten flächenelastisch, oben punktelastisch). Diese kombinierten Systeme vereinen die verschiedenen Funktionen der Bodentypen, weisen aber auch deren Vor- und Nachteile bezüglich Härte, Reibung und Druckverteilung auf.

Es ist also nicht die Oberfläche (Holz oder Kunststoff) die in erster Linie über die Eigen-schaften eines Sportbodens entscheidet, sondern die darunterliegende, nicht sichtbare Konstruktion. So sind Parkettböden immer flächenelastisch, Kunststoffböden hingegen punkt- oder flächenelastisch. Im Falle von Sporthallenböden genügt somit eine „oberflächliche“ Betrachtungsweise nicht, da das Wichtigste darunter verborgen ist.

Welcher Sportboden ist kindergerechter
Berechnungen bei zwei verschiedenen Böden (flächenelastischer Parkett mit Elastik-schicht und Kraftabbau 61% und punktelastischer Kunststoffboden mit Kraftabbau 51% zeigen, dass bei einem Sturz des Kindes auf das Knie der Aufprall beim flächenelasti-schen Boden etwa 20% grösser ist als auf dem punktelastischen Boden. Für erwachsene Personen kann hingegen die Beanspruchung auf dem flächenelastischen Boden bis 50% kleiner sein als auf dem punktelastischen Boden. Diese Unterschiede sind in erster Linie durch die träge Masse des flächenelastischen Bodens bedingt. Die Grösse dieser trägen Masse ist von Boden zu Boden verschieden und durch die Konstruktion bedingt

Fazit:

Um möglichst vielen unterschiedlichen Situationen gerecht zu werden, müsste der Sporthallenboden „intelligent“ reagieren können, d.h. er müsste sich benutzer- und situationsangepasst verhalten können.

Den für alle Benützer und alle Sportarten gleichzeitig idealen Sporthallenboden gibt es (noch) nicht. Im Schulsport braucht es auch längst nicht für jede sportliche Tätigkeit einen Sportboden. Zudem spielt auch eine wichtige Rolle, welche Art von Turnschuh im Sportunterricht getragen wird.
Bei der Wahl des Sporthallenbodens muss die Benützung einer Sporthalle genau abgeklärt und aufgrund der Anforderungen dann die Bodenwahl getroffen werden. Insbesondere sollte zum Voraus geklärt sein, ob Kinder oder Erwachsene die Hauptbenützer sind und ob viele Stürze in der Halle erwartet werden. Je nach Anforderungsprofil ist ein anderer Boden vorteilhaft.
Ist jedoch eine Sporthalle ausschliesslich für den Sportunterricht mit Kindern an der Volksschule bestimmt, so sollte unbedingt ein punktelastischer Hallenboden gewählt werden.